2013 – Juristin, Schweiz (Deutschland)

Die Stiftung ehrt Frau Tilla Jacomet mit dem Preis für Freiheit und Menschenrechte, weil sie sich mit Sachkenntnis, Engagement und Erfolg für die Anliegen von Asylsuchenden in der Schweiz einsetzt und damit nachhaltig zu einem fairen Asylverfahren beiträgt. Tilla Jacomet versteht ihren Einsatz für Menschenrechte im Asylbereich als „Brücken schlagen zwischen Menschen und Systemen“. Ihre Richtwerte dabei sind „Sicherstellung von Rechtsstaatlichkeit, Gleichbehandlung, Vertrauen in staatliches Handeln und ganz konkret die Einhaltung von Rechtsnormen und völkerrechtlichen Verpflichtungen“.
Tilla Jacomet, geboren 1977 in Esslingen (D), hat nach zwei Praktika in Südasien Rechts- und Politikwissenschaften in Deutschland studiert. Im Zentrum ihres Nachdiplomstudiums an der Universität Basel standen Fragen der europäischen Migrations- und Entwicklungspolitik. Ihre berufliche Laufbahn begann Tilla Jacomet 2004 als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Bundesamt für Migration im Direktionsbereich Asylverfahren. Seit 2008 leitet sie die Rechtsberatungsstelle für Asylsuchende St.Gallen/Appenzell des Heks (Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz). 2012 übernahm sie zusätzlich die Leitung der Heks Rechtsberatungsstelle für Asylsuchende Thurgau.
Ihre  Grundsätze für die Führung und Arbeit ihrer Beratungsstelle beschreibt sie ganz grundsätzlich: „Faire, glaubwürdige und kompetente Chancenberatung verhindert, dass falsche Hoffnungen entstehen und Menschen wissen, was ihre Perspektiven sind. Sie können  so freie Entscheidungen treffen und sind nicht nur Objekte staatlichen Handelns.“ Für Tilla Jacomet ist dies ein wichtiger Beitrag zur Wahrung der Menschenwürde im Asylverfahren. Bezüglich ihrer anwaltschaftlichen Arbeit äussert sich Tilla Jacomet so: „Qualitativ hochstehende Beschwerden führen zu Respekt und positiven Urteilen, welche das System verändern können. Schlaue Idee und gute Beziehungen eröffnen neue Wege und bringen   pragmatische Lösungen für die Betroffenen. Eine gute Information der Öffentlichkeit führt zu mehr Verständnis für das Asylwesen insgesamt. Begeisterte Mitarbeitende sind zu unglaublichen Leistungen fähig.“ Mit ihrer Arbeit gelang es Tilla Jacomet, verhärtete Fronten aufzuweichen: „Wir werden bei den Behörden als lösungsorientierte, professionelle Partner wahrgenommen und nicht als Gegner, welche das ganze System in Frage stellen.“
In einer Vielzahl von bearbeiteten Rechtsfällen resultierten dank der Arbeit von Tilla Jacomet und der von ihr geprägten Rechtsberatungsstelle für Asylsuchende  positive Verfahrensausgänge: z.B. für jene junge Frau aus Äthiopien, deren geschlechtsspezifische Verfolgung von den Behörden zu Unrecht nicht geglaubt wurde. Ihr anfänglicher Nichteintretensentscheid wurde vom Bundesverwaltungsgericht kassiert. Sie erhielt Asyl und lebt heute gut integriert in der Schweiz. Der exemplarische Fall zeigt auch die Spezialisierung von Tilla Jacomet auf geschlechtsspezifische Verfolgung von Frauen und deren angemessene Berücksichtigung im Asylverfahren.
Tilla Jacomet engagiert sich zudem in der Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Asyl. Neben Workshops und Referaten initiierte sie das im Juni 2013 erschienene „Asyllexikon“, welches die wichtigsten Begriffe des Asylwesens kompetent und einfach erklärt und somit einen wichtigen Beitrag zu mehr Sachkenntnis in der öffentlichen Diskussion und täglichen Begegnung mit Asylsuchenden leistet.
Tilla Jacomet ist verheiratet und hat drei Söhne. Sie verfügt über die deutsche und die Schweizer Staatsbürgerschaft.

Bildergalerie Preisverleihung 2013