2011 – Menschenrechtler, Burma/Thailand

Bo Kyi wurde 1965 in Rangun, der Hauptstadt von Burma (heute: Myanmar) geboren, wo er die Schulen und bis 1988 die Universität (Arts and Science University) besuchte.
Auf dem Universitätscampus kam es 1988 zu studentischen Protesten, welche von der Ordnungspolizei brutal unterdrückt wurden. Am 13. März 1988 wurde Bo Kyi zum erstenmal verhaftet. Es entstand eine breite studentische Bewegung. Bo Kyi engagierte sich an vorderster Front zusammen mit dem Studentenführer Min Ko Naing. Es kam zum 8.8.88-Aufstand, einer breiten monatelangen Revolte gegen das Militärregime mit dem Höhepunkt am 8. August 1988, als Millionen von burmesischen Männern und Frauen auf die Strasse gingen. Die Reaktionen des Regimes blieben gewalttätig: geschätzte 3‘000 Menschen fielen damals der polizeilich-militärischen Gewalt in den folgenden Monaten zum Opfer.
Die studentischen und politischen Führer wurden verhaftet. Min Ko Naing wurde zum politischen Gefangenen; Bo Kyi entkam und wirkte in der studentischen Oppositionsbewegung weiter mit. Er wurde 1990 wieder verhaftet und mit Sonderrecht zu drei Jahren Gefängnis mit Strafarbeit verurteilt.
Erst im Oktober 1998 wurde Bo Kyi aus dem Therawaddy-Gefängnis entlassen. Er brachte sich als Privatlehrer über die Runden und begann, Journalisten über die Situation von politischen Gefangenen in Myanmar Auskunft zu geben. Er stand wieder unter polizeilicher Beobachtung,  wurde vom Geheimdienst verschiedentlich eingeschüchtert, und – nach insgesamt mehr als 7 Jahren Gefängnis mit Verhören, Fesseln, Schlägen und Folter – sah er sich im August 1999 schliesslich zur Flucht über die Grenze nach Thailand gezwungen.
Im März 2000 – im Gedenken an den seit zwölf Jahren inhaftierten Studentenführer Min Ko Naing – gründete Bo Kyi zusammen mit andern Oppositionellen die Assistance Association for Political Prisoners, deren Sekretär er bis heute ist. Die Organisation A.A.P.P. für die politischen Gefangenen in Burma verfolgt die folgenden Ziele:

  • politische Gefangene mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen
  • Angehörige von politischen Gefangenen untertützen, z.B. bei Besuchen im Gefängnis
  • gefolterten und traumatisierten politischen Gefangenen nach deren Freilassung Opferhilfe gewähren
  • die Situation in den Gefängnissen Burmas und die allgemeine Menschenrechtslage im Land im Kontakt mit internationalen Medien und Menschenrechtsorganisationen beobachten.

Herr Bo Kyi lebt mit Frau und zwei Kindern in Thailand , nahe der burmesischen Grenze, und er arbeitet im Rahmen der A.A.P.P. von dort aus.
Die Stiftung für Freiheit und Menschenrechte würdigt Herrn Bo Kyi (und die von ihm mitbegründete Assistance Association for Political Prisoners) für seinen mutig-hartnäckigen, ausdauernden und selbstlosen Einsatz für die rund 2‘000 politischen Gefangenen Maynmars. An ihr Schicksal will die Stiftung mit diesem Preis auch in der Schweiz erinnern.

Bildergalerie Preisverleihung 2011