1998 – Menschenrechtsaktivistin –  China

Ding Zilin, 1936 in Shanghai geboren, schlug nach der kommunistischen Machtergreifung 1949 eine durchaus regimegenehme Kaderlaufbahn ein. Sie studierte von 1956 bis 1960 Journalismus an der Volksuniversität Peking und trat der Partei bei. Bis 1966 war sie Assistentin an den Fakultäten für Philosophie sowie für Sprache und Literatur.

Von den Wirren der Kulturrevolution von 1966 wurde sie so erfasst wie fast alle andern Intellektuellen in Lehrpositionen auch: sie geriet in ein Arbeits- und Umerziehungslager. Nach der Normalisierung setzte sie ihre Karrierre fort und wurde 1973 Dozentin an der Volksuniversität Peking und 1986 sogar zur ausserodentlichen Professorin ernannt.

Frau Ding Zilin wurde über ihren Sohn Jiang Jielian zur Kämpferin für Menschenrechte. Ihr Sohn war aktiv in der studentischen Demokratiebewegung und wurde eines der Opfer, die bei der brutalen Niederschlagung auf dem Platz des Himmlischen Friedens ihr Leben verloren. Als Mutter weigerte Ding Zilin sich, den Tod ihres Sohnes zu verschweigen oder gar als konterrevolutionäre Irreleitung zu denunzieren. Sie nahm im Gegenteil mit andern betroffenen Angehörigen von Opfern des Tienanmen-Massakers Kontakt auf und verlangte unbeugsam nach Gerechtigkeit.

In der Folge wurden Ding Zilin und ihr Mann 1991 in der Berufstätigkeit suspendiert, 1992 aus der Partei ausgeschlossen, 1995 zwangspensioniert und sie werden seither systematisch observiert und stehen faktisch unter Hausarrest.