1996 – Menschenrechtlerin – Bosnien-Herzegowina

Fadila Memisevic, geboren 1943 in Travnik/Zentralbosnien hat ihre Grundausbildung in Zenica erhalten und an der Universität Sarajevo in Geschichte abgeschlossen. Dann arbeitete sie als als Gymnasialllehrerin für Geschichte und Latein wieder in der bosnischen Industriestadt Zenica.

Mit einer Gruppe von Leuten entwickelte sie anfangs des Kriegs gegen Bosnien-Herzegowina neue Befragungsmethoden mit Vertriebenen und Flüchtlingen und systematisierte die Ergebnisse am Dokumentationszentrum zur Erfassung der Kriegs- und Genozidverbrechen in Zenica.

Nach einer Informationstour in Westeuropa über die Völkermordverbrechen an den bosnischen Muslimen liessen die kriegerischen Ereignisse eine Rückkehr nach Bosnien-Herzegowina nicht mehr zu. Im Rahmen der Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen führte Fadila Memisevic die Informationsarbeit zum Bosnienkrieg weiter und mobilisierte auch die nach Westeuropa geflüchteten BosnierInnen. Sie wurde in der Diaspora zur wohl wichtigsten Aktivistin für die BosnierInnen.

Nach der Rückkehr nach Bosnien-Herzegowina gründete Fadila Memisevic das Büro der Gesellschaft für bedrohte Völker mit Sitz in Sarajevo. Sie ist seither die Leiterin der Bosnien-Sektion der Internationalen Gesellschaft für bedrohte Völker. Sie kämpft für die juristische Aufarbeitung der Genozidverbrechen gegen Bosnien-Herzegowina, leistet für die Opfer dieser Verbrechen – zum Beispiel die hinterbliebenen Frauen von Srebrenica – Hilfe und setzt sich generell für ein gerechtes multikulturelles Zusammenleben in Bosnien-Herzegowina und auch in andern Ländern ein.